Donnerstag, 5. April 2012

Lachsfieber

Ein Jahr auf den Fersen des Großinvestors John Fredriksen: Die brisanten Recherchen über einen weltweit operierenden Nahrungsmittelgiganten wurden zu einem packenden Ökö-Thriller über industrielle Massentierhaltung im Meer.

In seiner norwegischen Heimat nennt man ihn den "Großen Wolf". John Fredriksen ist einer der reichsten Menschen der Welt. Als Reeder gehört ihm nicht nur das Tankimperium Frontline, mit seiner Marine Harvest ist er der größte Player im Geschäft mit industriell produziertem Fisch. Seine Firma produziert pro Jahr über 100 Millionen Zuchtlachse in Chile und Norwegen, ein Geschäft mit schwindelerregenden Wachstumsraten.

Die WDR-Autoren Wilfried Huismann und Arno Schumann hefteten sich an die Fersen des Großinvestors. Ihre brisanten Recherchen fassten sie in dieser Dokumentation zusammen. Chile ist ein Paradies für Investoren. Was in Europa durch die Umweltgesetzgebung verboten ist, können Unternehmer wie Fredriksen am anderen Ende der Welt ungestraft tun. In Chile liegen die Lachsfarmen dicht beieinander, in den 40 Meter tiefen Käfigen tummeln sich doppelt so viele Lachsr wie in Europa. Um Seuchen zu verhindern, werden hunderte Tonnen Antibiotika ins Futter gemischt. Chemikalien und Farbstoffe an den Käfigen und im Wasser führen dazu, dass die Lachse nach 18 Monaten Mast ein chemisch und biologisch belastetes Produkt sind.

Wenn die Fjorde vom Abfall der Industrie verseucht sind, hinterlassen Konzerne wie Marine Harvest einen ökologischen Friedhof und ziehen weiter gen Süden in die noch intakte Welt Patagoniens. Ein ökologischer Alptraum ist das. Um das Image der Massentierhaltung im Meer zu verbessern, geht Fredriksen im April 2008 eine Partnerschaft mit der größten Umweltorganisation der Welt, demm WWF ein. Für eine Spende von 100 000 Euro im Jahr darf Marine Harvest mit dem Panda-Bärchen des WWF für seine industriell erzeugten Mastlachse werben. Chilenische Fischer werfen dem WWF vor, er habe sich an John Fredriksen verkauft.

Verbindliche Verbesserungen sind in diesem Abkommen nicht festgelegt. Am Lachs-Desaster in Chile hat sich nichts geändert. Wird John Fredriksen einfach so weitermachen? Den Autoren gelingt es, den menschenscheuen Großinvestor in der Einsamkeit der norwegischen Berge zu stellen - beim Lachsangeln.


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